Evidenzbasierung, Methodik, therapeutische Freiheit und Kreativität

Zusammenfassung: Von therapeutischen Interventionen jeder Art wird erwartet, dass sich die vorhergesagten Wirkungen nachweisen lassen. Die wissenschaftliche und politische Bewegung “Evidenzbasierte Medizin” (EbM) gibt dem seit der einflussreichen Publikation von Sackett (1996) Nachdruck. Sie hat methodische Standards aufgestellt, die zunächst vor allem für die Pharmawirkungsforschung gelten sollen. Kann sich die Neuropsychologie an dem Standard der “randomisiert-kontrollierten Studie” (RCT), mit Kontrollgruppen und Konstanthaltung von Störvariablen, orientieren? Die Untersuchung der Experimentalmethodik in der Neuropsychologie, die Probleme der Operationalisierung und der Störbedingungen sowie die Besonderheiten der neuropsychologischen Aufgabenstellungen in der Praxis sprechen dafür, dass die Therapieforschung nicht einfach das Paradigma der Pharmaforschung übernehmen kann, sondern an die klinische Praxis angepasste Methoden entwickelt werden sollten. Es wird dafür geworben, dass die Forschung im Zusammenwirken mit der klinischen Praxis geeignete Methoden weiterentwickelt, die für die Arbeit mit dem Patienten geeignet sind.