[Phoneme discrimination and dyslexia in school children at grade one to six]

Phonologische Verarbeitung bei Grundschulkindern mit schwacher Lesefähigkeit

Defizite in der phonologischen Informationsverarbeitung werden heute als Kernsymptom der Lese-Rechtschreibstörung betrachtet. In Trainingsstudien mit betroffenen Kindern erwiesen sich Phonemwahrnehmungsfähigkeiten als trainierbar, und Programme, in denen Aufgaben zur phonologischen Bewusstheit mit der systematischen Vermittlung von Phonem-Graphem-Zuordnungen kombiniert wurden, zeigten Transfereffekte auf Lese- und Rechtschreibleistungen. Ausgehend von diesen Erkenntnissen wurde ein computerbasiertes Trainingsprogramm zur Förderung der Phonemwahrnehmung, der phonologischen Bewusstheit und der Graphem-Phonem-Zuordnungen für deutschsprachige Grundschulkinder mit Lese-Rechtschreibstörung entwickelt. Aufgrund der besonderen Relevanz der Vokallänge für die deutsche Orthographie enthält das Programm neben Aufgaben, die auf Konsonanten fokussieren, auch Vokallängenaufgaben. Bei der Konzipierung des Programms wurden etablierte, ursprünglich für andere Sprachen entwickelte Aufgaben an die deutsche Phonologie angepasst und in ein computerbasiertes Format übersetzt. Im Rahmen der vorliegenden Studie sollte überprüft werden, ob die konstruierten Trainingsaufgaben die spezifischen Defizite von Kindern mit Lese-Rechtschreibstörung wie intendiert abbilden. Hierzu wurden leseschwache Dritt- und Viertklässler (n = 35) mit mindestens durchschnittlichen Lesern derselben Klassenstufen (n = 75; Kontrollgruppe) hinsichtlich ihrer Leistungen in den Aufgaben verglichen. Die leseschwachen Kinder zeigten in allen Aufgaben schlechtere Leistungen als die Kontrollgruppe. Die Effektstärken der Gruppenunterschiede (Cohen's d) lagen im mittleren bis hohen Bereich (0.50 – 2.19). Die Ergebnisse bestätigen, dass die Aufgaben des Trainingsprogramms die spezifischen Defizite leseschwacher Kinder abbilden. Ein Training mit diesen Aufgaben erscheint daher grundsätzlich sinnvoll. Die Wirkungen eines solchen Trainings auf die schriftsprachlichen Leistungen von Kindern mit Lese-Rechtschreibstörung werden in zukünftigen Studien überprüft.

[Phoneme discrimination and dyslexia. Is the correlation gender-specific?]

Amongst pediatric phoniatry patients, the number of boys suspected of having dyslexia and/or an auditory processing disorder dominates over the number of girls. The aim of this study was to analyze whether there are different correlation patterns between phoneme discrimination and spelling ability in male and female children. Data from 253 children aged between 7 and 13 were analyzed retrospectively. Phoneme discrimination was assessed via the Heidelberg phoneme discrimination test and compared to the results of spelling and intelligence tests. We found a highly significant correlation between phoneme discrimination and spelling ability within the whole population (girls: r = 0.337; boys: r = 0.437) at an average IQ of 107. Results of the Heidelberg phoneme discrimination test were below the normal average value and showed no difference between the male and female populations. However, the correlation between phoneme discrimination and spelling ability was higher for the boys than for the girls. We conclude that female children are better able to compensate their deficits in speech processing than male children and perhaps employ other strategies for spelling.