Dissoziation und Konversion

Is it dangerous to fantasize revenge in imagery exercises? An experimental study

BACKGROUND

Imagery rescripting (ImRS), i.e. changing intrusive mental images in imagery, is increasingly recognized as a helpful therapy technique. In ImRS exercises, patients sometimes suggest taking violent revenge on perpetrators. However, it is unclear whether vengeful phantasies can be particularly helpful in giving back feelings of power and control, or whether they rather increase aggressive feelings, with potentially harmful effects.

METHODS

Forty-six healthy participants watched 3 trauma movie segments depicting interpersonal violence. After each movie, one of 3 ImRS strategies (ImRS with violent revenge, ImRS without violence, safe place imagery) was applied. Dependent variables were subjective emotion ratings.

RESULTS

Aggressive and positive emotions changed most strongly with the safe place image, no differences between ImRS with and without violence were observed. Sad and anxious emotions were not differently influenced by different strategies.

LIMITATIONS

Only a healthy sample with no previous display of aggression has been investigated. Cross-over effects cannot be excluded due to the within-group design with repeated trauma movie segments.

CONCLUSIONS

Using violent pictures in ImRS does not seem to be particularly risky as it does not increase aggressive emotions in the participants; however it has no added value. For the purpose of emotion regulation after an analog trauma, the safe place imagery does best.

Die differentielle Validität neuropsychologischer Testverfahren zum Nachweis nicht-authentischer Störungen

Ziel dieser Studie ist es, die Eignung unterschiedlicher neuropsychologischer Verfahren zur Diagnostik von nicht-authentischen Störungen zu ermitteln. Darüber hinaus soll untersucht werden, ob Beschwerdenvalidierungstests (BVT) eine höhere Validität gegenüber anderen neuropsychologischen Verfahren zum Nachweis von nicht authentischen Störungen aufweisen. Dazu wurden 59 Probanden untersucht, die zwischen 2003 bis 2013 forensisch-neuropsychologisch begutachtet wurden. Sie wurden hinsichtlich ihrer Authentizität ihrer neuropsychologischen Beschwerden beurteilt. Neben neuropsychologischen Tests wurden auch BVT eingesetzt. Es zeigte sich, dass die BVT hoch signifikant mit der gutachterlichen Gesamtbeurteilung korrelieren. Zwischen den neuropsychologischen Standardverfahren und der gutachterlichen Gesamtbeurteilung konnten keine signifikanten Zusammenhänge nachgewiesen werden. Es sind demnach nur diejenigen Verfahren, die speziell für den Nachweis von nicht-authentischen Störungen entwickelt worden, dazu geeignet, die Authentizität der Beschwerdenschilderung zu messen.

Konversionsstörungen: Störungsbild, Diagnostik, Psychoedukation und Intervention

Konversionsstörungen umfassen nichtepileptische Anfälle sowie sensorische oder motorische Funktionsausfälle (Gangstörungen, Kraftverlust und Lähmung, Sprechstörungen) ohne organmedizinische Ursache. Sie nehmen in klassifikatorischer, ätiologischer und therapeutischer Hinsicht eine Zwischenstellung zwischen den somatoformen und dissoziativen Störungen ein. Bei hohen Raten psychopathologischer Vulnerabilität und Komorbidität können traumatische Erfahrungen, akute Belastungsfaktoren sowie aktuell überfordernde Entwicklungsaufgaben als Auslöser wirken. Besonders typisch ist ein emotional invalidierendes Familienklima, das den authentischen und direkten Ausdruck von Bedürfnissen und Befindlichkeiten des Kindes hemmt. Die Manifestation der Konversionssymptome erfüllt einerseits eine entlastende und verstärkende Funktion, erzeugt andererseits aber neue Belastungsfaktoren wie funktionelle Behinderung, Einschränkungen der sozialen und schulischen Teilhabe, hypochondrische Sorge vor einer unerkannten Grunderkrankung sowie Angst vor Stigmatisierung als Simulant oder psychisch Kranker. Ein Störungsmodell wird vorgestellt, das auch als Grundlage für einen Leitfaden zur klinisch-psychologischen Exploration, Anamneseerhebung, Fallkonzeption sowie das das Procedere der Diagnosemitteilung dient. Patientenorientierte Metaphern werden im Rahmen der Psychoedukation eingesetzt, um die Entstehung der Symptomatik trotz intakter neuronaler Reizleitung für Patient und Eltern nachvollziehbar zu gestalten. Die psychotherapeutische Intervention startet mit einer schrittweisen Wiederaufnahme altersgerechter Aktivitäten und Rollen. Physiotherapie zum Training der geschwächten Muskulatur wird initiiert, um dem Patienten ein Ritual anzubieten, das eine Wiederherstellung der Funktionsausfälle ohne Gesichtsverlust ermöglicht. Psychotherapeutische Strategien im engeren Sinne greifen die vorgegebene Dissoziation des Bewusstseins von der körperlichen Symptomatik auf. Altersgerecht wird dem Kind ein Persönlichkeitsanteil beschrieben, der die Symptomatik überwinden will, ein anderer Persönlichkeitsanteil wird gegenübergestellt, der die Konversionssymptomatik und dessen Anliegen repräsentiert. Der Therapeut entwickelt und moderiert mit dem Kind Lösungen, die geeignet sind, beide Persönlichkeitsanteile wieder neu zu integrieren und damit die Dissoziation zwischen Bewusstsein und körperlicher Symptomatik aufzulösen.