Brunner F, Tozdan S, Klein V, Dekker A, Briken P. [Lifetime prevalences of nonconsensual sexual intercourse and touch and associations with health-related factors : Results from the German Health and Sexuality Survey (GeSiD)].
Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz 2021;
64:1339-1354. [PMID:
34661689 PMCID:
PMC8550730 DOI:
10.1007/s00103-021-03434-6]
[Citation(s) in RCA: 3] [Impact Index Per Article: 1.0] [Reference Citation Analysis] [Abstract] [Key Words] [MESH Headings] [Grants] [Track Full Text] [Download PDF] [Journal Information] [Subscribe] [Scholar Register] [Received: 06/28/2021] [Accepted: 09/20/2021] [Indexed: 11/26/2022]
Abstract
Hintergrund
Die negativen Auswirkungen von sexueller Gewalt auf die Gesundheit sind im vergangenen Jahrzehnt weltweit erneut stark in den gesundheitspolitischen Fokus gerückt. Bislang fehlen für Deutschland bevölkerungsrepräsentative Daten, auf deren Basis die Lebenszeitprävalenz für unterschiedliche Altersgruppen sowie spezifische Zusammenhänge zu gesundheitsbezogenen Faktoren dargestellt werden können.
Ziel der Arbeit
Die Studie untersucht 1) die Lebenszeitprävalenz für Sex sowie sexuelle Berührung gegen den eigenen Willen im Kindesalter und über die Lebensspanne sowie 2) die Zusammenhänge mit gesundheitsbezogenen Faktoren.
Material und Methoden
4955 Personen im Alter von 18 bis 75 Jahren wurden in einer zweistufig geschichteten, randomisierten Einwohnermeldeamtsstichprobe im Rahmen des bundesweiten wissenschaftlichen Survey „Gesundheit und Sexualität in Deutschland“ (GeSiD) befragt. Die Zusammenhänge mit soziodemografischen und gesundheitsbezogenen Faktoren wurden (altersadjustiert und stratifiziert für Geschlecht) mittels logistischer Regression berechnet.
Ergebnisse
Für Frauen lag die Lebenszeitprävalenz für (versuchten/vollzogenen) Sex bei 14,9 % und für (versuchte/vollzogene) sexuelle Berührung gegen den Willen bei 40,8 %, für Männer bei 3,1 % respektive 13,2 %. Für erzwungenen Sex vor dem 14. Lebensjahr lag die Prävalenz bei 2,1 %, für sexuelle Berührung bei 7,5 %. Es zeigten sich höhere Prävalenzen bei Personen mit beeinträchtigter Lebensqualität, schlechtem Gesundheitszustand, chronischer Erkrankung oder Behinderung, einer Behandlung aufgrund von Depression oder einer anderen psychischen Störung im letzten Jahr.
Diskussion
Die Studie verdeutlicht Zusammenhänge von sexueller Gewalt mit psychischer und somatischer Gesundheit. Sie unterstreicht die Dringlichkeit, nach solchen Erfahrungen regelhaft in der ärztlichen Anamnese zu fragen.
Zusatzmaterial online
Zusätzliche Informationen sind in der Online-Version dieses Artikels (10.1007/s00103-021-03434-6) enthalten.
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